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Junge Menschen - Behandlung von Zähnen mit nicht abgeschlossenem Wurzelwachstum

Die häufigste Ursache für endodontische Behandlungen ist bei Jugendlichen ein Unfall oder eine Verletzung - noch vor der Karies. Jugendliche Zähne haben sehr dünne Wände und eine weite Öffnung (foramen apikale) an der Wurzelspitze. Wenn das Zahnmark (Pulpa) abstirbt, kann kein neues Zahnbein (Dentin) gebildet werden. Die Wurzelwand bliebe dünn und bruchanfällig. Die Lebenserwartung des Zahnes würde durch die Bruchgefahr deutlich - um mehrere Jahrzehnte - verkürzt.
Bei Frakturen der Zahnkrone mit Eröffnung des Zahnmarkes ist daher die beste Behandlung nicht die Wurzelbehandlung, sondern die Pulpotomie. Behandlungsziel dabei ist, dass sich weitere Zahnsubstanz bildet und die Wurzel auf natürliche Weise verstärken soll.

Bei der Pulpotomie werden die obersten zwei bis drei Millimeter des Zahnmarkes „geopfert”. Mit dem Einsatz von Biodentin, einem dichten und besonders gut mit dem Knochen und dem Zahnmark harmonierenden Zement auf Basis von Calciumsilikat, bestehen sehr gute Chancen, das übrige Zahnmark ein ganzes Leben lang vital zu erhalten. Damit kann das Zahnmark weiter Zahnbein bilden und die noch dünne Wurzelwand zu normaler Stärke und Stabilität heranreifen lassen.

Die Behandlung sollte möglichst schnell, spätestens aber 48 Stunden nach der Verletzung erfolgen. Die Erfolgschance beträgt bei fachgerechter Vorgehensweise etwa 96%.
(Quelle: Miomir Cvek; A clinical report on partial pulpotomy and capping with calcium hydroxide in permanent incisors with complicated crown fracture; Journal of Endodontics, 1978; 4; Pages 232-237)

Notwendige Grundlagen für diese sehr hohe Erfolgsquote sind:

  • Kofferdam während der gesamten Behandlung
  • Keimdichte Füllung in Adhäsivtechnik mit spezieller Schichtung

Kontrollen mit Kältetest und Röntgenbildern sind notwendig:

  • nach 6 Wochen,
  • nach drei Monaten,
  • nach sechs Monaten
  • nach zwölf Monaten

Sollte das Zahnmark dennoch im weiteren Verlauf absterben, ist eine rechtzeitige Wurzelbehandlung notwendig. Die Besonderheiten der Wurzelbehandlung liegen in der weiten Öffnung begründet, durch die ohne entsprechende Vorkehrungen Spüllösungen und Wurzelfüllmaterial über den Zahn hinaus in die Umgebung gepresst werden könnte.
 

Fallbeispiel Pulpotomie:

Fraktur der Krone mit Freilegung des Zahnmarks (Pulpa, Pfeile) etwa 24 Stunden zuvor. Das Zahnmark ist durch die Keime des Speichels oberflächlich infiziert. Schmerzen auf Druck bestehen nicht, die Reaktion auf Kälte ist normal.