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Präendodontische Aufbauten und/oder Füllungen

Wenn eine undichte Füllung und/oder Karies vorhanden ist, sind vor der Wurzelbehandlung Vorbereitungen notwendig.

  1. Zunächst muss eine Art von „Spundwand“ den Eingang zum Wurzelkanal sicher seitlich abdichten, während die Zugangsöffnung auf der Kaufläche gerade eben so groß bleibt, dass alle Kanäle auf geradlinigem Weg für die Arbeitsschritte zugänglich sind.
  2. Danach kann das Spanngummi einschließlich der Halteklammer sicher angebracht werden und den Zahn gegen die Keime der Mundhöhle und des Speichels abschirmen. Dieser so genannte präendodontische Aufbau ermöglicht die für den Behandlungserfolg ausschlaggebende gründliche desinfizierende Spülung des Kanalsystems und schützt die Patientin und den Patienten vor Kontakt mit den Spüllösungen.

Der Aufbau muss den Kaukräften sicher standhalten. Er darf sich auch nicht lockern, wenn einmal ein Instrument Druck ausübt. Dazu wird eine adhäsive Füllung mit aufwendiger Klebetechnik so stabil am Zahn verankert, dass sie auch nach der Wurzelbehandlung auf Dauer im Zahn verbleiben kann.

Fallbeispiel:


Der 32-jährige Patient litt an starken Schmerzen an diesem Zahn 36 (erster großer Backenzahn im Unterkiefer links). Die provisorische Füllung ist mehrfach gerissen und undicht. Zurückgelassene Karies schimmert dunkel durch die dünne Zahnwand. Risse im Schmelz fallen auf. Keime jeder Art haben auf mehreren Wegen freien Zugang zu den Wurzelkanälen.

Mehr Info:
Häufige Fragen: Füllungen und provisorische Kronen
Häufige Fragen: Zahn offen lassen oder verschließen


Der erste Versuch einer Wurzelbehandlung (leider ohne Kofferdam)  musste abgebrochen werden, weil trotz mehrerer Injektionen die Schmerzen unvermindert anhielten.


Im Röntgenbild sieht man ausgedehnte Karies bei undichter provisorischer Füllung. Zustand nach Behandlungsversuch. Rechtes Bild: nach Anlegen von Kofferdam und Entfernen der Kittmasse.


Detailansicht der Region der Kanaleingänge mit sehr unsauberer hochgradig kontaminierter Pulpakammer, umgeben von Karies. Die Schmerzintensität verhält sich parallel zu der hohen Zahl an Keimen im gesamten Zahninneren.


Nach Reinigung, Entfernen der Karies und Vordesinfektion der Pulpakammer. Die Wurzelkanäle wurden bisher nicht bearbeitet.


Zwei der fehlenden Zahnwände sind aufgebaut. Auf glatte hygienefähige Übergänge von der Zahnsubstanz zum Aufbau wurde Wert gelegt.


Der Aufbau ist komplett. Er wird den Zahn für die Wurzelbehandlung stabilisieren. Eine Krone als Langzeitprovisorium kann in diesem Fall eingespart werden.

Sollte in einem anders gelagerten Fall ein Langzeitprovisorium benötigt werden, würde der Aufbau dafür das Fundament darstellen.


Blick in die Zugangsöffnung. Die Wurzelbehandlung kann nun auf sichere Weise erfolgen.


Spüllösungen gelangen kontrolliert nur in die Wurzelkanäle. Keime aus der Mundhöhle können dank des dichten Kofferdams nicht ins Behandlungsareal gelangen.

Am Ende des Termins wird die Zugangsöffnung im Aufbau mit einer provisorischen Füllung aus hochwertigem Kunststoff-Füllmaterial in Klebetechnik in etwa 3 mm Schichtstärke keimdicht verschlossen. Als letzter Schritt wird das Gummituch abgenommen.

Zur Fortsetzung der Wurzelbehandlung wird eine Woche später nach Anlegen von Kofferdam der provisorische Verschluss mit Schleifkörpern entfernt. So bleibt die einmal erreichte Sauberkeit für die gesamte Behandlungszeit auf sichere Weise gewährleistet.


Der fertige präendodontische Aufbau gibt der Kofferdamklammer (Pfeil) und damit auch der Kofferdam-Gummimembran während der Wurzelbehandlung sicheren Halt am Zahn.

Die Röntgenaufnahme dient dem Abgleich der elektronischen Längenmessung mit der Darstellung der drei feinen Silberstifte mit Ø 0,1 mm als Röntgenkontrast.

Zum weiteren Verlauf siehe Ablauf der Wurzelbehandlung

Falls als endgültige Versorgung eine Füllung geplant ist, wird dieses Füllmaterial zweckmäßigerweise schon zu Beginn eingesetzt.
So oft es für die Wurzelbehandlung nötig ist, kann der präendodontische Aufbau eröffnet und erneut geschlossen werden. Er kann auch als Basis für ein Langzeitprovisorium dienen.

Mehr dazu siehe unter Sprungmarke „Langzeitprovisorien