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Entfernen von Wurzelstiften

Wurzelstifte - kein Hindernis

Wenn eine Infektion im Wurzelkanal besteht, sollte ein vorhandener Wurzelstift entfernt und eine normale Revision vorgenommen werden. Wir verfügen über die entsprechenden Fachkenntnisse und das Instrumentarium zur vollständigen Desinfektion des Kanals. Wenn in einer solchen Situation chirurgisch mit einer Wurzelspitzenresektion vorgegangen würde, wäre die Prognose wesentlich schlechter. Denn es verbleiben neben und unter dem Wurzelstift die Mehrzahl der Keime weiterhin trotz des chirurgischen Eingriffs vorhanden und aktiv.

Die komplexe Anatomie der Wurzelkanäle enthält so gut wie immer auch mikroskopisch feine zusätzliche mögliche Wege, auf denen Keime später erneut in die Umgebung gelangen und die Infektion unabhängig von chirurgischen Maßnahmen weiter vorantreiben können.

Länge, Form, Material, Position und Art der Befestigung eines Stiftes haben Einfluss auf den Zeitaufwand, der zur Entfernung nötig wird. Entfernbar ist jeder Stift, sofern der Behandler ein genügend großes Repertoire an Methoden und Werkzeugen sowie entsprechende Erfahrung besitzt. Je fester ein Aufbau und/oder ein Wurzelstift verankert ist, desto behutsamer muss er in Einzelteile zerlegt und behutsam unter Schonung der Zahnsubstanz vor übermäßiger Krafteinwirkung gelockert und entfernt werden.

Ein Bruch der Wurzel oder der Bruch einer Zahnwand muss in jedem Fall vermieden werden, da sonst der Zahn verloren wäre.

Beispiel 1: Entfernung eines aus Gold gegossenen Stiftaufbaus

Beispiel 2: Entfernung einer Schraube

Beispiel 3: Entfernung eines 21 mm langen Stiftes aus Titan

Beispiel 4: Entfernen eines besonders präzise zementierten gegossenen Goldaufbaus

Ein gegossener Stiftaufbau sitzt umso stabiler und dichter im Zahn,

  • je größere parallele oder fast parallele Kontaktflächen vorhanden sind
  • je präziser der Stiftaufbau in den Zahn eingepasst wurde
  • je dünner die Zementschicht ist
  • je sorgfältiger die Arbeitsschritte beim Zementieren hinsichtlich der Optimierung sauberer Klebeflächen und optimaler Zementqualität ausgeführt wurden

Während bei einem nachlässig gesetzten Aufbau unter Ultraschall-Bearbeitung der Befestigungszement in Sekunden „zerbröselt“, der gesamte Aufbau sich in einem Stück lockert und herausspringt, ergibt sich manchmal nach 30minütigem Einsatz des Ultraschall-Ansatzes am Stiftaufbau nicht das geringste Anzeichen einer Schwächung des Zementes.

Zu beachten ist, dass Ultraschall nur mit ausgiebiger fortwährender Wasserkühlung eingesetzt werden darf. Nach weniger als zwei Minuten wäre sonst ein Überhitzungsschaden des Zahnhalteapparates mit Zahnverlust und großen Gewebedefekten möglich.

Der Kanal in 20-facher Vergrößerung nach Entfernen aller Reste von Zement und Wurzelfüllmaterial und nach ausgiebiger desinfizierender Spülung. In 16 mm Tiefe sieht man die bei der Wurzelspitzenresektion erzeugte Öffnung (Pfeil). Die notwendige retrograde Füllung wurde damals nicht angelegt, hier fanden nach 25 Jahren Keime in spürbarer Anzahl den Weg in den Knochen.

Die weitere Behandlung folgte den Grundsätzen einer Revision nach Wurzelspitzenresektion

Röntgenkontrolle zwei Jahre nach Behandlungsabschluss mit MTA-Füllung, neuem Wurzelstift und neuer vollkeramischer Krone, Alter des Patienten jetzt 91 Jahre. Der Zahn war beschwerdefrei und voll belastbar. Nur scheinbar ist die Wurzelfüllung zu kurz. Bei der Wurzelspitzenresektion wurde der Zahn außen stark angeschrägt, so dass der längere innere Wurzelanteil die Wurzelfüllung überragt.

Beispiel 5: Entfernen eines adhäsiv mit Kunststoffkleber eingesetzten Zirkonoxidstiftes

August 2015. Zahn 36 bei 55-jähriger Patientin. Die Wurzelfüllung ist 20 Jahre alt. Die Aufnahme von 2015 zeigt keine Entzündung des Knochens, jedoch einen Infektionsweg vom Füllungsrand bis zur Wurzelfüllung und weiter (gelbe Pfeile). Der Zahn war schmerzfrei. Trotz der im Röntgenbild unübersehbaren Undichtigkeit und Unvollständigkeit blieb die Wurzelfüllung unrevidiert in diesem infizierten Zustand. Es wurde ein Zirkonoxidstift eingebracht und eine neue vollkeramische Krone eingesetzt.

Die Patientin wünschte nun, den Zahn mittels einer Revision der Wurzelfüllung zu erhalten.

Nach 20 Minuten Ultraschalleinsatz mit reichlicher Wasserkühlung lockerte sich der Stift und ließ sich entfernen. Blick auf die alte undichte Wurzelfüllung. Die weitere Revision erfolgte in allen drei Kanälen wie in Ablauf der Revision beschrieben.

Zahn 36 ist schmerzfrei und voll belastbar

Grenzen für die Entfernung von Wurzelstiften bestehen, wenn die verbleibende Zahnsubstanz für eine neue Restauration nicht ausreicht. Wenn in solchen Ausnahmesituationen doch chirurgisch behandelt wird, sollte die Patientin / der Patient entsprechend über Chancen und Risiken aufgeklärt sein.